10 Jahre Leseleo, das ist eine starke Leistung! Das Jubiläum wurde am 6. Juni gebührend gefeiert, und zwar an dem Ort, an dem der Verein seinen Anfang nahm: der Helmut-Schmidt-Universität. Ich erinnere mich noch gut daran, wie die ersten Lesepaten – angehende Offiziere der Bundeswehr – in der Adventszeit in die geschmückte Klasse von Frau Dr. Böhm kamen und sich bei Tee, Keksen und Kerzenlicht bald mit einem Kind in ein Buch vertieft hatten. Sie kamen wieder und es blieb so. Bald wurden weitere Lesepaten gefunden, Kontakte ausgeweitet, für Spenden geworben, nach Treffpunkten gesucht. Frau Dr. Böhm führte uns in ihrer Eingangsrede das Werden und Wachsen des Vereins noch einmal lebendig vor Augen und schilderte die neuen Anforderungen, auf die reagiert werden musste, insbesondere die Situation der geflüchteten Kinder und deren Eltern. Es gab informative und anregende Workshops, in denen man sich austauschen konnte. Dies konnte am dekorativen und leckeren Buffet fortgesetzt werden. Für mich war die gut besuchte und bestens vorbereitete Veranstaltung ein voller Erfolg. Büchertische durften natürlich auch nicht fehlen. Frau Professor Garbe legte in ihrem Vortrag dar, dass Jungen andere Bücher und eine andere Herangehensweise brauchen – Beispiel Lesen und Fußball. Nebenbei bemerkte sie, dass die Lesekompetenz am Ende der vierten Klasse trotz aller Förderung abnimmt. Sie rechnet in den kommenden Jahren mit 20% erwachsener funktioneller Analphabeten, Tendenz steigend. Zum Teil liegt das daran, dass die Schulen mit ihren neuen Aufgaben überfordert sind, zum Teil aber auch daran, dass im digitalen Zeitalter weniger und anders gesprochen wird. Leseförderung müsse schon viel früher, nämlich als Sprachförderung, ansetzen. Umso bedauerlicher ist es, dass kein einziger Vertreter der Schulbehörde erschienen ist, um sich für die ehrenamtliche, engagierte Arbeit von Leseleo zu bedanken und zu gratulieren. Auf die nächsten 10 Jahre! Renate Schädlich (ehemalige Kollegin der Schule Stengelestraße)